Auswirkungen von Corona auf Supply Chain Prozesse: gute und transparente Prozesse sind ebenso wichtig wie proaktives Supply Chain Risiko Management und flexible Supply Chain Strukturen

Studierende aus meinem Projektseminar im Master Logistik haben im „Corona-Semester“ die Auswirkungen von Corona auf Supply Chain Prozesse analysiert. Das hat gezeigt, dass gute und transparente Prozesse ebenso wichtig sind wie proaktives Supply Chain Risiko Management und flexible Supply Chain Strukturen.

Eine kurzes einführendes Video zum Beitrag

Es war dabei interessant zu sehen, dass eine Ursache an einem Ende der Kette wie z. B. dass keine Container verfügbar sind weil Frachtschiffe Häfen nicht verlassen können eine große Wirkung auf die gesamte Kette (Versorgungsengpässe) verursachen kann. Insofern zeigte die Analyse der Supply Chains von Toilettenpapier und Orangen, dass man Veränderungen in Supply Chains immer unter einem systemischen Gesichtspunkt sehen muss. Und, dass gute Planung sicherlich wichtig ist, aber dass man auch die Auswirkungen von Maßnahmen sehr genau beobachten muss um die Wechselwirkungen zu verstehen. Denn Supply Chains sind nun einmal komplexe Umfelder im Sinne einer VUCA-Welt

Ein Interview mit Nicolas Eickhoff von Zetes zeigt welche verhältnismäßig einfachen und niederschwelligen Lösungen die Transparenz und Agilität von Supply Chains wesentlich erhöhen können.

Orangen und Toilettenpapier

Mittelpunkt der Betrachtung waren zwei Supply Chains, die stellvertretend für viele im Einzelhandel stehen: Orangen und Toilettenpapier. Bei beiden kam es zu Versorgungsengpässen. Die folgenden Ausführungen erklären wie es dazu kam und was man daraus lernen kann. Gleichzeitig illustrieren die beiden Beispiele auch die Komplexität von Supply Chains und die nach wie vor hohe Bedeutung von flexiblen Supply Chain Prozessen. 

Spezifika der Orangen Supply Chain

Orangen lassen sich dem Frischesortiment zuordnen und sind beliebte Früchte. Hinter der Versorgung mit Orangen stehen einige interessante Spezifika in der Supply Chain:

  • Orangen sind ein Importprodukt (100% Importanteil, Volumen 335 Mrd. EUR 2019): von November bis Mai kommen die Orangen hauptsächlich aus Südeuropa (insbes. Spanien, das auch weltweit das wichtigste Exportland für frische Orangen); von Juni bis Oktober kommen Orangen verstärkt aus Ländern auf der Südhalbkugel (größtes Volumen hat Südafrika).
  • Orangen werden ganzjährig händisch geerntet. Die Haupternte findet allerdings im Herbst und Winter statt. Orangen können ohne Qualitätsverlust bis zu 14 Monate am Baum hängen bleiben. Die Widerstandsfähigkeit der Orangen wird erhöht wenn man sie nach der Ernte einige Tage liegen lässt, damit die Schale austrocknet.
  • Von den Plantagen werden die Orangen in ein Distributionszentrum gebracht. Hier werden sie maschinell gewaschen, mit einer Konservierungsschicht überzogen, nach Größe und Qualität sortiert und für den Transport nach Europa in Wellblech oder Holzkisten verpackt. Der Transport erfolgt per Schiff im Kühlcontainer (Südhalbkugel) oder per LKW (Spanien). Für die Durchlaufzeit der spanischen Orangen ab Ernte hat die Gruppe ca. 21 Tage für spanische und ca. 107 Tage für südafrikanische Orangen ermittelt.
  • Es existieren saisonale Nachfrageschwankungen: Im Winter werden mehr Zitrusfrüchte konsumiert als im Sommer.
  • Orangen sind ein verderbliches Produkt, Lagerhaltung kann Nachfrageschwankungen nur bedingt abfedern.

Spezifika der Toilettenpapier Supply Chain

Toilettenpapier war eines der Konsumgüter, die stellvertretend für die ganze Krise standen. Spezifika der Supply Chain von Toilettenpapier (für Haushalte) sind:

  • Grundsätzlich herrscht konstanter Bedarf und wenig Schwankungen im Verbrauch
  • Toilettenpapier ist verhältnismäßig günstig und voluminös; es lohnt sich also nicht es über längere Distanzen zu transportieren; insofern haben die Hersteller in Deutschland mehrere Fabriken.
  • Die Rohstoffe (Holz bzw. Zellstoff) kommen allerdings aus Schweden und Brasilien und nur zum Teil aus Deutschland (recyceltes Papier), was zu langen Lieferzeiten (Distanz, Ländergrenzen, Transportmodi) und damit einer unflexiblen Supply Chain führt.
  • Neben Haushaltstoilettenpapier gibt es auch das Segment Großverbraucher; Produkte können aber nicht substituiert werden, da Vertriebskanäle und Produkte (größere Rollen) sehr unterschiedlich sind

Auswirkungen von Corona

Aber was waren nun die Auswirkungen von COVID-19 und den Gegenmaßnahmen auf die Toilettenpapier- und Orangen Supply Chain? Neben Effekten auf die Nachfrage, gab es auch Auswirkungen auf den benötigten Kapazitätsbedarf sowie das verfügbare Kapazitätsangebot. 

Nachfragewirkungen

Die Auswirkung auf die Nachfrage können unmittelbar, kurzfristig oder mittel- bis langfristige sein.

Kurzfristig haben Panikkäufe und ein höherer Verbrauch zuhause aufgrund des Lock-Downs (z. B. Home-Office, Schließung von Schulen, Restaurants, Geschäften) die Nachfrage nach Haushaltstoilettenpapier in die Höhe getrieben und die Nachfrage nach Großverbraucherpapier einbrechen lassen. Auch bei Obst wurde eine erhöhte Nachfrage bei gleichzeitigen Preissteigerungen festgestellt. Das sind klassische unvorhergesehene Nachfrageschwankungen die als Auslöser für den Bullwhip-Effekt (Eine kleine Veränderung in der Nachfrage bei ansonsten relativ gleichbleibenden Bedarfen führen zu größeren Schwankungen in den Teilen der Supply Chain, die sich mit der Herstellung der Produkte beschäftigen) gelten. 

Nicht aufgefangen werden kann die gegenläufige Nachfrageveränderung bei Toilettenpapier dadurch, dass unterschiedliche Rohstoffe und Produktionsanlagen für das Haushalts- und das Großverbrauchersegment genutzt werden. Und bei Orangen führt die Verderblichkeit dazu, dass keine signifikante Lagerhaltung in der Lieferkette möglich ist. 

Mittel- bis langfristig können auch die Wirtschaftspolitik und damit verbundene Wechselkursschwankungen einen Effekt auf die Kaufkraft und damit die Preise von Rohstoffen und die Nachfragevolumina haben. Die Wechselkurse der Schwellen- und Entwicklungsländer sind größtenteils (mit Ausnahme des chinesischen Renminbi) stark gefallen. So ist beispielsweise der brasilianische Real um über 25% zum Dollar eingebrochen. Damit werden die Importe von Rohmaterialien aus diesen Ländern günstiger (z. B. Zellstoff aus Brasilien oder Orangen aus Südafrika). Im Gegenzug werden Produkte aus den Industrieländern für die dortige Bevölkerung natürlich teurer, was wiederum ggf. Auswirkung auf die Nachfrage haben kann. Die Schnelligkeit und Wirksamkeit der wirtschafts- und finanzpolitischen Gegenmaßnahmen der Industrieländer bestimmt Inwiefern diese Effekte langfristiger Natur sind. 

Wirkungen auf Verfügbarkeit und Bedarf von Mitarbeitern

Eine geringere Verfügbarkeit von Mitarbeitern in Produktions- und Logistikfunktionen sowie ein höherer Kapazitätsbedarf führen zu einer zwischenzeitlichen Verlängerung der Durchlaufzeiten für Rohstoffe und Produkte. Das bedeutet neben längeren Lieferzeiten auch höhere Kapitalbindung.

Geringere Verfügbarkeit

Weniger Personalverfügbarkeit durch Einreisebeschränkungen, nicht abgestimmte Koordination von Kurzarbeit, Erhöhung des Krankenstandes sowie Home-Office Regelungen. 

  • Ein Faktor für die geringe Personalverfügbarkeit waren Beschränkungen bei der Einreise von Mitarbeitern aus Nachbarländern. Ein Beispiel: In der Spitze des Lockdowns im April war ein Engpass an LKW-Fahrern in den Häfen weltweit von über 20% zu verzeichnen. 
  • Im April hat sich der Krankenstand in Deutschlandn im Vergleich zum Vorjahr mit 6,5% um über 40% erhöht. Darunter können tatsächliche Corona-Fälle und Quarantäne ebenso fallen wie eine höhere gefühlte Anfälligkeit.
  • Weiterhin hatten im April 2020 in Deutschland fast die Hälfte der Betriebe Kurzarbeit in verschiedenem Umfang angemeldet. Die daraus resultierenden unterschiedlichen Anwesenheitszeiten haben dazu geführt, dass sich Abstimm,- Planungs- aber auch physische Prozesse überproportional verzögert haben. Denn die Anwesenheitszeiten konnten naturgemäß nicht bis ins letzte Detail koordiniert werden. 
  • Schließlich haben auch die Homeoffice-Regelungen in Verbindung mit Home-Schooling mit Kindern unter 12 Jahren nach einer Erhebung des Fraunhofer Instituts zu Produktivitätseinbußen von 37% geführt. 
  • Durch die erste Coronawelle in China konnten Frachtschiffe die dortigen Häfen nicht mehr verlassen, sodass Transportkapazitäten knapp wurden (als die Corona in Europa akut wurde, stauten sich dagegen Container in europäischen Häfen, was wiederum zu längeren Durchlaufzeiten führte).
Höherer Kapazitätsbedarf

Durch Hygienemaßnahmen und Staus kann ein höherer Kapazitätsbedarf an verschiedenen Stellen in der Lieferkette entstehen: 

  • Die Beschränkungen im Warenverkehr mit langen und nicht planbaren Staus an den Grenzen haben weitere Kapazitäten an Mitarbeitern gebunden. 
  • Außerdem wurden durch die umfangreichen Hygienemaßnahmen zusätzliche Aktivitäten wie Desinfektionsmaßnahmen oder Dokumentationstätigkeiten nötig, die weitere Kapazität binden. 

Die Kombination dieser Effekte hat in Summe dann zu einer Verlängerung der ohnehin teilweise schon langen Durchlaufzeiten in den Supply Chains geführt. 

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Learnings und Erfolgsfaktoren für Supply Chain Prozesse

Inzwischen haben sich die Unternehmen aber auf die neue Situation eingestellt und notwendigen Anpassungen in Infrastruktur und Kapazitäten vorgenommen. Unterschiede gab es allerdings in der Geschwindigkeit der Anpassung. Die Fähigkeit, Anpassungen schneller umzusetzen ist die Basis für die Learnings, die aus dieser Krise gezogen werden können. Nämlich flexible Supply Chain Prozesse zu gestalten. So können zukünftige Krisen oder strukturelle Brüche – die zweifelsohne kommen werden – besser und vor allem schneller bewältig werden. Zu diesen Erfolgsfaktoren gehören insbesondere Schnelligkeit, gute und transparente Prozesse, bewusstes Risikomanagement sowie flexible SC-Strukturen.

Unternehmen sollten also nun mehr denn je daran arbeiten, sich dieser Erfolgsfaktoren in ihren Supply Chains anzunehmen. Maßnahmen, diese Erfolgsfaktoren zu erreichen, sind allerdings unterschiedlich schwer umzusetzen und bedeuten einen verschieden hohen Implementierungsaufwand. Daher lohnt sich ein Blick auf die Aufwände und Nutzen bei der Implementierung.

Schnelles Erkennen und Anpassen

Kennzahlen und Beobachtungen von Supply Chain-Verantwortlichen geben Hinweise auf mögliche Gefahren für die Supply Chain. So sind rückläufige Umsatzzahlen oder stetig länger werdende Durchlaufzeiten ebenso Hinweise für sich andeutende Probleme wie Veränderungen bei Auslastungswerten. Wenn ein Risiko eintritt, können Szenarien entworfen werden. Darin werden verschiedene Umweltfaktoren prognostiziert und die Auswirkungen auf die eigene Supply Chain und wichtige Partner beschrieben. Regelmäßige Abstimmungen zwischen den Verantwortlichen in einer Supply Chain (z. B. Einkauf, Vertrieb, Logistik) sind die Grundlage für eine schnelle Umsetzung von Maßnahmen zur Stabilisierung. Schließlich sollten die Erkenntnisse wieder in das Kennzahlensysstem zur Steuerung der Supply Chain einfließen.

Transparente Prozesse

Gute und transparente Prozesse sind die Basis für jegliche Verbesserung von Prozessen. Neben „klassischen“ organisatorischen Maßnahmen wie das Aufsetzen von Kennzahlen, oder eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses können auch niederschwellige Automatisierungslösungen eingesetzt werden. Nutzenpotenziale einer Echtzeit-Kommunikation liegen insbesondere darin Bedarfsveränderungen früher zu erkennen und Bestände an verschiedenen Orten besser auszunutzen. Außerdem hilft die Schaffung von Transparenz über Bestände und Kapazitäten Risiken und Auswirkungen von Gegenmaßahmen besser erkennen zu können.

Bewusstes Risikomanagement

In einem zweiten Schritt kann bewusstes Risikomanagement die wichtigsten und kritischsten Verzweigungen in der Supply Chain identifizieren. Das ist allerdings erst dann sinnvoll, wenn Prozesse einigermaßen verlässlich messbar sind. Zu den Maßnahmen gehören eine Risk Map und bewusste Entscheidungen zu Mitigationsstrategien wie Vermeiden durch Double Sourcing oder Local Sourcing, Versichern oder bewusstes Tragen von geringen Risiken. Für den Fall, dass sich Risiken materialisieren sollte im Vorfeld auch über ein effektives Business Continuity Management bzw. Notfallpläne nachgedacht werden. Agile Organisationsstrukturen können darüber hinaus ebenfalls helfen, schnell zu reagieren. 

Ein Unternehmen, dass sich speziell auf Supply Chain Risk Management (SCRM) spezialisiert hat ist riskmethods. Es bietet SCRM-Lösungen als Software as a Service (SaaS) an und begleitet damit die Nutzer in allen Phasen des Risikomanagement-Zyklus. Produkte bzw. Lösungen umfassen neben spezialisierten Tools zur Identifikation, zur Bewertung oder zur Unterstützung bei der aktiven Reduzierung von Supply Chain Risiken auch Add-ons wie Finanzratings sowie Apps, Integration in bestehende Systeme über APIs oder Widgets sowie Beratungsleistungen.

Durch solche automatisierten Lösungen, die Daten aus verschiedensten Quellen wie Tageszeitungen, Wetterdaten, aber teilweise auch öffentlich zugängliche Informationen von Geheimdiensten verarbeiten, können Unternehmen z. B. sehr früh vom Konkurs Ihrer Lieferanten erfahren und ggf. zur Zwischenverarbeitung bereitgestelltes Material rechtzeitig zurückholen und Alternativen finden. Oder produzierende Unternehmen können bei Streiks in Minen und die damit einhergehenden Preissteigerungen der Rohstoffpreise innerhalb von Minuten Vorräte anlegen und Preissteigerungen von bis zu 20% abfangen.

Flexible Supply Chain Strukturen

Schließlich erhöhen flexible Strukturen die Resilienz (Wiederstandsfähigkeit) in der Supply Chain. Diese Maßnahmen sind allerdings häufig mit hohen Investitionen in die Supply Chain bzw. die Infrastruktur verbunden. Ein wichtiger Punkt vor dem Hintergund obiger Probleme der Verfügbarkeit von Kapazitäten ist die Automatisierung physischer Prozesse. Denn so lassen sich Abhängkeiten von Mitarbeiterverfügbarkeiten reduzieren. Eine weitere Möglichkeit ist die Schaffung flexibler Wertschöpfungsnetzwerke, um weniger von singulären Problemen abhängig zu sein. Viele Automotive OEMs und große Zulieferer setzen diese Strategie ein, indem sie Modelle bzw. Komponenten an mehreren Standorten in Ihrem Wertschöpfungsnetzwerk herstellen, um auf (regionale) Bedarfsschwankungen und auch regionale Ereignisse reagieren zu können. 

Interview Nicolas Eickhoff

Zetes ist ein Unternehmen, das sich auf Soft- und Hardware-Lösungen zur Erhöhung der Transparenz und Agilität von Supply Chains spezialisiert hat. Ich habe mich mit Nicolas Eickhoff, der bei Zetes den Bereich Logistic & Supply Chain Execution vertritt, über den Nutzen und den Implementierungsaufwand der Lösungen von Zetes unterhalten.

TL: Wenn die großen Supermarktketten im obigen Beispiel konsequent ihre Lösungen und Tools eingesetzt hätten, wären dann die Engpässe beim Toilettenpier ausgeblieben?

Nicolas Eickhoff: Vollständig ausschließen hätten wir es natürlich nicht können, aber rechtzeitig erkannt. Nur wer Übersicht über Bedarfe und die Bestände vom Hersteller bis in die Filiale hat, kann davon ausgehen, dass kurzfristige Nachfragespitzen bedient werden können. Je länger die Reaktionszeit, desto höher die Gefahr, dass der Hersteller seine Kapazitäten schon für andere Kunden nutzt.Echtzeit-Informationen über die Performance der vernetzten Lieferkette bieten wir unseren Kunden im Software Modul Zetes Zeus.

Die Resilienz der Supply Chain stellen wir einerseits über eine Übersicht über alle Wertschöpfungs- bzw. Lagerstufen her und andererseits am Prozess durch unsere Lösungen in der Serialisierung, Intralogistik, Auslieferung und Filiallogistik. So können große Datenmengen von Systemen des Kunden oder dessen Partnern aufgerufen werden und wichtige betriebswirtschaftliche Informationen in benutzerfreundlichen Dashboards angezeigt werden. Beginnend mit der fehlerfreien Serialisierung von Verpackungen in den jeweiligen Produktionsstätten, bieten wir unseren Kunden von der ersten Auszeichnung der Ware am Produktionsort, volle Übersicht über die folgenden Prozesse bis hinein in die Filiale.

TL: Wie würden Sie Laien den Nutzen Ihrer Lösungen und Tools erklären? 

Nicolas Eickhoff: Wir beschäftigen uns mit unseren Kunden damit, besser die eigenen Abläufe in der Produktion oder im Transport zu verstehen. Wir erfassen alle Daten, die für den Unternehmenserfolg, im Zusammenhang mit dem Umschlag von Gütern, relevant sind und schaffen Transparenz. In unseren Lösungen, die die Arbeitswelt der Nutzer wesentlich einfacher machen, da sie Vorgaben besser ausführen können, spielt Digitalisierung eine herausragende Rolle. So sind wir quasi ein Dolmetscher zwischen der realen, physischen und der digitalen Welt. Als Beispiel hier unsere Pick-by-Voice-Lösung.

Von der papierlosen Kommunikation und Ausführung von Kommissionierprozessen bis zur kompletten Übersicht über alle Logistikprozesse vom Unternehmen bis zum Kunden, bieten wir mit unserem Consulting und unseren Lösungen – einschließlich der benötigten Hardware – alles aus einer Hand. Das führt  inklusive Produktrückverfolgung zu einer Lieferkette, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt. Das würde beim Thema Toilettenpapier natürlich auch für entsprechende Erkenntnisse sorgen.

TL: Und Experten?

Nicolas Eickhoff: Unsere Lösungen ermöglichen die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten der Lieferkette auf Grundlage einer harmonisierten, zentralen Datenquelle in Echtzeit. Sie bietet – unter Einsatz der nötigen Hardware in exekutiven Prozessen – eine lückenlose Echtzeitkontrolle, die für maximale Effizienz und eine perfekte Auftragsausführung von der Serialisierung, also der richtigen Auftragsreihenfolge, dem Auszeichnen, Identifizieren und Nachverfolgen, bis zum Point of Delivery benötigt wird.

TL: Für welche Art von Unternehmen sind Ihre Lösungen besonders wichtig?

Nicolas Eickhoff: Unsere Kunden kommen aus sehr unterschiedlichen Branchen: von Konsumgüterherstellern, großen Einzelhändlern, großen KEP-Dienstleistern über Telekommunikationsdienstleister bis hinein in die Automobilbranche.

Unsere Lösungen sind für Unternehmen, die vor allem in der Logistik Prozesssicherheit und Leistungsfähigkeit maximieren wollen, entscheidend. Den Unterschied macht dasjenige Unternehmen, das am flexibelsten auf Veränderungen auf volatile Marktlagen reagieren kann. Kernziel unserer Digitalisierungsbemühungen bei unseren Kunden ist das Erreichen von Übersicht über alle Prozesse. Daraus ergeben sich Möglichkeiten der Optimierung, die wir mit unseren Kunden gemeinsam herausarbeiten und mit handfesten Lösungen schnell umsetzen.So setzen wir in der Intralogistik unsere Logistik-Execution-Lösung Medea ein.

TL: Was müssen Unternehmen machen, wenn Sie ihr Tool einsetzen möchten und wie aufwendig ist die Nutzung und laufende Pflege?

Nicolas Eickhoff: Entscheidend ist, dass wir uns über die Herausforderungen in den Prozessen austauschen. So können wir gemeinsam ein Lagebild erstellen und schon sehr früh identifizieren, was zu tun ist.

Die Implementierung unserer Lösungen mit unseren Experten findet in enger Abstimmung mit den Nutzern vor Ort statt, sodass die Leistungsfähigkeit unserer Systeme an die Anforderung des Kunden angepasst wird. Der Aufwand fällt bereits vor dem Go-Live der Lösung an und beschränkt sich auf die Definition von Schnittstellen. Die laufende Pflege wird bei uns von entsprechenden Serviceverträgen für Hard- und Software abgedeckt. Es ist somit sehr gut kalkulierbar, wie hoch der Nutzen der Anwendung ist.

Wenn unsere Kunden beispielsweise auch unser Modul ZetesAthena nutzen, werden die Mitarbeiter in Ihren Filialen mit einem Mobilgerät ausgestattet, das ihnen Echtzeitinformationen und -warnungen liefert. So wird der komplette Produktbestand für die Mitarbeiter im Handumdrehen greifbar gemacht. Diese In-Store-Lösung unterstützt das Personal bei diversen Aufgaben, von der Warenannahme und Bestandsverwaltung bis hin zur Ausführung von Omni-Channel-Aufträgen.

TL: Welche Entwicklung sehen Sie im Supply Chain Risk Management und wie werden Sie ihre Lösungen vor dem Hintergrund weiterentwickeln?

Nicolas Eickhoff: Wir kreieren die Datenbasis um Predictive Analytics möglich zu machen. Weil wir als Softwareentwickler europaweit in Kundenprojekten engagiert sind, haben wir permanent den direkten Wissensrückfluss aus der Praxis zur Verfügung. So wird die zukünftige Leistungsfähigkeit des Unternehmens unserer Kunden in der Logistik zum Wettbewerbsvorteil.

TL: Welche Komponenten Ihrer Dienstleistung werden zukünftig durch KI unterstützt werden können und bei welchen Tätigkeiten bleiben Sie auf Menschen angewiesen?

Nicolas Eickhoff: Unsere Track & Trace-Plattform bedient sich heute schon verschiedensten Ausprägungen von KI. Tätigkeiten, wie das Ausfüllen von Formularen, werden heute schon von Algorithmen abgedeckt. Zukünftig kommt der weiteren granularen Optimierung von exekutiven Prozessen in allen unseren Lösungen KI zugute. 

Der Mensch bleibt in Kommissionier- und Auslieferungsprozessen Entscheider, wenngleich Dokumentations- und Identifikationsaufgaben entfallen, damit der Ausführende komplexe Aufgaben alleine und fehlerfrei meistern kann. Dank Funktionen wie Proof of Delivery und Proof of Collection, Direct Store Delivery, mobilem Fahrverkauf und Transportbehälterwartung in unseren Außendienst-Lösungen Chronos und Ares, kann der komplette Transportweg und die daraus resultierenden Operationen, abgebildet werden.

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